15.03.2024 Bruder Stefan Federbusch

Ramadan Karrem / Happy Ramadan

| Jetzt | Der Kommentar der Woche

Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.


Bruder Stefan Federbusch

Ein Schild. Zwei Worte. Große Aufregung. „Happy Ramadan“. So beglückwünscht ein Leuchtplakat in der Frankfurter Innenstadt. Seit dem 11. März begehen die Menschen muslimischen Glaubens den Ramadan. Für 30 Tage verzichten sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf die Aufnahme von Nahrung und Getränken. Durch die Festbeleuchtung wird öffentlich sichtbar, was rund 120.000 Einwohner Frankfurts in diesen Tagen religiös begehen. Am 9. April, dem letzten Tag des Ramadans, sowie am 10. April, dem Beginn des dreitägigen Ramadanfestes, soll das Rathaus Römer mit den arabischen Worten „Eid Mubarak“ beleuchtet werden, was „Frohes Fest“ bedeutet.

Wie zu erwarten, sind die Reaktionen höchst unterschiedlich. Während es der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz richtig findet, „den Ramadan zu ehren“, erhebt sich an anderer Stelle entrüstete Ablehnung. Insbesondere aus rechtspopulistischen Kreisen kommen islamfeindliche Kommentare. Manche beschwören wieder einmal den Untergang des christlichen Abendlandes. Dabei machen der Schriftzug und die Beleuchtung mit Monden und Sternen lediglich sichtbar, was eine nicht unbedeutende Anzahl unserer Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus religiöser Inspiration praktiziert. Dass es mittlerweile Ramadankalender ähnlich dem christlichen Adventskalender mit Süßigkeiten für Kinder zu kaufen gibt, zeigt, wie sich Kulturen vermischen.

In seiner Grußbotschaft verwies der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, auf die terminliche Überschneidung von Ramadan und christlicher Fastenzeit in diesem Jahr: „Es ist schön, dass wir – ungeachtet aller Unterschiede – zur gleichen Zeit im Fasten, Beten und Almosengeben Gottes Gnade erbitten … Alle Versuche extremistischer Kräfte, die Krisen unserer Zeit für eine Agenda der Menschenverachtung zu nutzen, müssen wir als religiöse Menschen mit großer Entschlossenheit zurückweisen.“ Er rief dazu auf, gemeinsam einen Weg der Geschwisterlichkeit zu beschreiten: „Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Juden in Deutschland auf die Solidarität von Christen und Muslimen zählen können, wann immer sie bedroht und angegriffen werden. Lassen Sie uns ebenso dafür eintreten, dass auch Muslime die Solidarität der Anderen erfahren, wann immer ihnen Hass und Hetze entgegenschlagen.“

Das gemeinsame Fastenbrechen kann dazu beitragen, Freundschaften zu festigen, neue Perspektiven zu eröffnen und Trennendes zu überwinden. In diesem Sinne: „Ramadan Karrem!“ (Diese Grußformel bedeutet so viel wie „Habt einen reichlichen Ramadan“ oder einfach „Froher Ramadan“.)


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