Von Bruder Helmut Schlegel und Ricarda Moufang (Zentrum für christliche Meditation und Spiritualität, Frankfurt)

Luft

Schöpfung: Wer staunt, fängt an zu glauben …

Wir laden Sie zu vier Schritten ein: staunen – hören – glauben – tun.

Luft: Bild von Joujou / pixelio.de
Luft: Bild von Joujou / pixelio.de

staunen

Luft ist das Element, das immer da ist und wirkt. Einatmen – ausatmen. Nehmen – geben. Tiefes Ein- und Ausatmen beruhigt augenblicklich und tut gut. „Genießen Sie Ihren Atem“, sagen Meditationslehrer. Probieren Sie es einmal!

Durch bewusstes Atmen kann ich ruhig werden. Bewusstes Atmen, so hat man herausgefunden, setzt Heilkräfte in den Zellen frei. Atemübungen sind ein wesentlicher Teil des Yoga. Atemtherapie wird heute in vielen Krankenhäusern eingesetzt. Atmen ist Leben. Wer aufhört zu atmen, hört auf zu leben.
Durch bewusstes Atmen kann ich auch Gott näherkommen. Das wussten schon die ersten Christen und die vielen Mystikerinnen und Mystiker. Die heilige Ruach, wie der Atem Gottes im Ersten Testament heißt, spielt in allen Religionen eine große Rolle: Der Heilige Geist ist Gottes Gegenwart in der Kirche und in uns. Jesus hauchte die Jünger an und sagte: „Empfangt den Heiligen Geist!“ Auch der Prophet Elija fand Gott im Luftelement – in einem sanften Säuseln.
Luft ist das launischste der Elemente. Ein Lüftchen. Eine frische Brise. Nordwind. Sturm. Orkan. Windstille. Wüstenwind. Föhn.

Wie oft am Tag lüfte ich meine Zimmer! Wie gut, wenn frische Luft hereinkommt. Wie unangenehm, einen voll besetzten Raum mit verbrauchter Luft zu betreten. Fenster auf! Aahh …

Die Luft trägt unseren Ohren die Geräusche zu. Schallwellen bewegen sich durch unsere Atmosphäre. Im Weltall ist es still – der sprichwörtliche »Ton-Träger« fehlt dort!

Luft ist so allgegenwärtig, dass wir kaum über sie nachdenken – so allgegenwärtig ist auch Gott. Ich staune über diese Allgegenwart, die ich in jedem meiner Atemzüge erfahren kann.

hören

Jesus sagt zu Nikodemus: Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von Neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist. (Joh 3,7f.)

glauben

Wie soll ich dich loben, Gott?
Wie soll ich Zeichen sein für dich?
Ich kann mich doch nicht sehen lassen.
Und wenn ich mir Gehör verschaffe,
wenn ich heftig mich bewege,
dann nennen sie mich Sturm, Orkan, Taifun
und schließen ihre Mäntel, Türen, Häuser.
Du sagst: So geht es mir,
wenn ich barmherzig sanft und liebevoll
ihr Herz umstreichle.
Wenn ich in jedem ihrer Atemzüge
mich selber gebe,
dann wissen sie es kaum.
Wenn leidenschaftlich ich die Stimme hebe,
dann zittern sie und sagen
Strafe, Richter, allgewaltig.
Dass sie doch auf mich lauschten,
wenn ich ganz leise spreche.

tun

Ein Luftbad nehmen – tief atmen – bei Wind und Wetter einen Spaziergang machen – die Abgaswerte der eigenen Fahrzeuge realisieren und vielleicht öfter öffentliche Verkehrsmittel benutzen – Gerüche genießen oder aushalten – meditieren, wie wichtig für die Erde die Atmosphäre ist – zum Heiligen Geist beten.

 

Erstveröffentlichung Zeitschrift „Franziskaner“ Frühling 2014