27.03.2024 Pater Cornelius Bohl

Ostern ist Lust auf Zukunft

Ein Osterimpuls von Pater Cornelius

Zugegeben, das Geschichtchen ist schon etwas älter. Aber es ist wirklich so passiert. Ein Mitbruder hat mir das vor Jahren einmal erzählt. Als Pfarrer hatte er in der Schule nach dem letzten Wort Jesu gefragt. Tatsächlich meldet sich ein Schüler mit der vermeintlichen Antwort: „Pflegt mein Grab!“ Vielleicht hatte er von der Oma Ähnliches gehört. So ein letzter Wunsch ist verständlich: Vergesst mich nicht! Denkt an mich! Und – pflegt mein Grab!

Wir schmunzeln über dieses „letzte Wort“, weil es so gar nicht zu Jesus passt. Dabei haben seine Jüngerinnen und Jünger ähnlich gedacht. Die Ostergeschichten beginnen tatsächlich mit einem Bericht über Grabpflege: Am ersten Tag der Woche kommen Frauen zum Friedhof. Sie können und wollen Jesus nicht vergessen. Aber alles, was sie noch tun können, ist, ein Grab zu besuchen und einen Toten zu konservieren. Die nötigen Salben haben sie dabei.

Der auferstandene Christus erwartet uns in der Zukunft. Kreuzfigur der Kirche auf dem Hülfensberg im Eichsfeld.

Wenige Augenblicke später brauchen sie ihre kostspieligen Konservierungsstoffe nicht mehr. Die Osterbotschaft hat ihre Perspektive schlagartig verändert. Sie schauen nicht mehr zurück, sondern nach vorne. „Er geht euch voraus, dort werdet ihr ihn sehen“, hat der Engel gesagt (Mk 16,7). Und so lassen sie ihre Salbendosen stehen und eilen nach vorne. Eine plötzliche Lust auf Zukunft hat sie alle Grabpflege vergessen lassen.

Ostern macht Lust auf Zukunft! Dieser Satz muss gerade jetzt ein wenig naiv klingen angesichts der vielen aktuellen Krisen, angefangen von den Kriegen und Verschiebungen in der großen Weltpolitik über die immer neuen Baustellen und zunehmenden Polarisierungen in unserer Gesellschaft bis hin zu den dramatischen Herausforderungen, vor denen wir als Kirche stehen. Lange schon haben Menschen nicht mehr so sorgenvoll in die Zukunft geschaut wie jetzt. Lust auf Zukunft? Zukunft macht momentan eher Angst! Früher war die Zukunft auch besser, hat Karl Valentin gesagt …

Dennoch bleibe ich dabei: Ostern macht Lust auf Zukunft. Ging es denn den Frauen, die drei Tage nach der Hinrichtung Jesu seine geschundene Leiche konservieren wollen, besser als uns? Oder den beiden Jüngern, die scheinbar vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens stehen und nur wegwollen von Jerusalem, raus aufs Land, nach Emmaus? Das Evangelium ist da sehr klar: Die Botschaft von der Auferstehung erlöst vom Starren auf das, was war. Ostern (ver)dreht uns den Kopf, damit wir nach vorne schauen. Denn in der Zukunft erwartet uns der Auferstandene.

Ostern lenkt den Blick nach vorne und macht Lust auf Zukunft. Ich kann den Satz auch umdrehen: Wo Menschen sich nicht ängstlich in ihren Enttäuschungen verkriechen oder längst Vergangenes festhalten wollen, wo der Blick wieder nach vorne geht und Zukunft entdeckt: Da erfahren wir heute etwas von Auferstehung.

Haben Sie selbst (noch) Lust auf Zukunft? Ich kann und will Ihnen die Lust auf Zukunft nicht einreden. Dazu ist die Lage zu ernst. Aber ich möchte selbst immer wieder einmal diesen österlichen Schwenk der Blickrichtung probieren. Also nicht nur nach hinten schauen, um zu trauern und zu bewahren, sondern nach vorne blicken, um das zu tun, was dran ist und weiterführt. Welche Grundenergie bestimmt mich: Pflegt mein Grab? Oder: Er geht euch voraus, dort werdet ihr ihn sehen!


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