24.12.2023 Pater Thomas Ferencik

Krippen des Alltags

Mit dem diesjährigen Weihnachtsfest feiern wir auch das 800-jährige Jubiläum der Weihnachtskrippe von Greccio. Die Geschichte berichtet, wie der Heilige Franziskus eine lebendige Krippe darstellte, um den Menschen das Weihnachtsevangelium anschaulich nahezubringen. Es mag eine gute Fügung sein, dass wir dieses Jubiläum in einer Zeit feiern, die mit dem Wort des Jahres „Krisenmodus“ gut umschrieben ist.

Durch die Krippendarstellung wird das geschriebene Wort des Evangeliums lebendig und greifbar. Bis heute bedarf es kaum einer Erläuterung, wenn wir uns die verschiedenen Krippen anschauen. Gott wird Mensch! Die Geburt eines kleinen Kindes und die damit verbundenen Freuden, aber auch Sorgen, sind uns vertraut. Vielleicht haben Sie / habt Ihr auch einmal eine lebendige Krippe erlebt. Ich erinnere mich gern an unsere lebendige Krippe von 2020, wo der kleine Gabriel und seine Eltern die Hauptakteure unserer Christmette waren.

 

Die lebendige Krippe der Weihnachtfeier der KHG Hamburg 2020 mit dem kleinen Gabriel in der Krippe und seine Eltern.

Für mich ist die Krippendarstellung ein weiteres Medium, mit dem wir Gottes Wort besser verstehen und erleben können. Alle Figuren einer Krippe helfen uns, mit Gott ins Gespräch zu kommen. Und genau darum empfinde ich es als eine gute Fügung, in einer Zeit, die vom „Krisenmodus“ geprägt ist, über Möglichkeiten zu sprechen, wie wir miteinander ins Gespräch kommen und uns besser verstehen können.

Unsere Welt ist im Großen wie im Kleinen im Krisenmodus, weil wir oftmals aneinander vorbeireden und keinen Bezugspunkt finden, der uns die Gedanken unseres Gegenübers verständlich macht. Wir haben es verlernt, dem anderen zuzuhören, weil Meinungen häufig fest gefügt und ideologisiert sind, weil sich der Trend zu einer Polarisierung mittlerweile etabliert hat und der Wille zu einem geschwisterlichen Dialog auf Augenhöhe fehlt.

Was ich in dieser Zeit vermisse, sind die „Krippen des Alltags“, die nicht nur zu Weihnachten aufgestellt werden, sondern ein ganzes Jahr dafür sorgen, dass Menschen zusammenkommen, sich austauschen und gewillt sind, einander zu verstehen. Der Blick auf die Weihnachtskrippe in Greccio zeigt mir, dass dies manchmal mit ganz einfachen Mitteln geschehen kann. Wo könnten meine „Krippen des Alltags“ sein? Wie kann ich mit anderen Menschen ins Gespräch kommen, um eventuelle Missverständnisse oder Vorurteile abzubauen? Welche Gesten und Handlungen helfen mir, mich anderen mitzuteilen? Vielleicht mag es das kleine Geschenk an meine Nachbarn sein oder ein wenig mehr Geduld beim Anfahren an einer grünen Ampel.

Unsere Zeit, in der vieles auseinanderbricht, verlangt nach verständlichen Worten und Handlungen, die Menschen zusammenführt. In einem Gebet heißt es: „Gib uns Kraft und Hoffnung, Mut und Fantasie …“ – Das wünsche ich uns allen! Vielleicht kann uns auch nach 800 Jahren der Blick auf die Krippe inspirieren, damit wir neue oder erneuerte Wege finden, um Licht in dunkle Zeiten bringen zu können.

Im Namen aller Brüder in der Provinzleitung wünsche ich ein inspirierendes und gesegnetes Weihnachtsfest!


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