12.01.2020 Bruder Stefan Federbusch

Neviges sagt Danke

Abschied der Franziskaner von Neviges

Bürgermeister Dirk Lukrafka betonte den gewaltigen Umbruch für Neviges. Das Abschiedsgeschenk der Gemeinde an die Franziskaner überbrachten einige Mädchen aus dem Kindergarten. Bilder von Bruder Stefan Federbusch.

Eine Ära geht zu Ende: nach 345 Jahren Präsenz haben sich die Franziskaner am 12. Januar 2020 vom Marienwallfahrtsort Neviges verabschiedet. In einem überaus gut besuchten Festgottesdienst mit dem Kölner Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp wurde dem Wirken der Brüder in Pfarrei und Wallfahrt gedacht, die sie seit 1675 betreut haben.

Für viele Nevigeser und Wallfahrer war es ein trauriger Anlass: der Abschied der Franziskaner vom Marienwallfahrtsort im Bergischen Land. „Doch wir feiern kein Requiem, sondern einen Dankgottesdienst“, so Provinzialminister Cornelius Bohl. Dementsprechend begann die Liturgie mit dem Chorstück von Johann Sebastian Bach „ich will den Namen Gottes loben und ihn ehren mit Dank“ und dem Gemeindelied „Ein Danklied sei dem Herrn für alle seine Gnade“.

In seiner Predigt zum Fest der Taufe des Herrn stellte Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp drei Verbindungen vom Evangelium zu den Franziskanern her: Die ersten dreißig Jahre habe Jesus im Verborgenen gelebt. In den 345 Jahren der Präsenz der Franziskaner haben diese viele seelsorgliche Tätigkeiten im Stillen und Verborgenen ausgeübt, beispielsweise unzählige Beichten gehört und Seelsorgsgespräche geführt.

Für Jesus kam dann der Moment, in die Öffentlichkeit zu treten und mit der Verkündigung zu beginnen. Die Franziskaner haben die Verkündigung vor allem bei den Wallfahrten und Gottesdiensten vollzogen. Zuvor hörte Jesus eine Stimme aus dem Himmel, die ihn als den geliebten Sohn bestätigte. Die Franziskaner haben über Jahrhunderte den Menschen die Liebe Gottes und seine Menschenfreundlichkeit zugesprochen: „Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter.“

Dass dies sowohl gemeinschaftlich als auch ganz individuell geschieht, kam in den Dankesreden nach der Eucharistiefeier zum Ausdruck. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Tekla Lukannek, benannte die unterschiedlichen Talente der einzelnen Brüder und das, was sie durch ihre Tätigkeit eingebracht haben, angefangen von der Pflege der Außenanlagen, über Kirchenführungen und spirituelle Pilgerwege bis hin zur Feier der Komplet mit Elementen aus der Lyrik.
Die Pfarrgemeinderatsvorsitzende brachte einen sehr bildhaften Vergleich: „Dieser Abschied ist wie Sand in den Schuhen nach einem Tag am Stand, er stört und ist unbequem, aber doch auch voll von wunderbaren Erinnerungen.“ Nun gelte es trotz Abschiedsschmerz den Neuanfang zu wagen. „Wir kannten es alle immer so, aber jetzt müssen wir auf einem Weg der Neugestaltung gehen.“

Einen sehr persönlichen Zugang hat auch Pfarrer Daniel Schilling, derzeit Kreisdechant im Dekanat Mettmann und zuständiger Administrator, bis Neviges wieder neu besetzt wird. Er stammt aus Tönisheide, einem Ortsteil von Neviges, und wurde durch die Franziskaner geprägt und inspiriert, Priester zu werden.
Er zählte in seinem Grußwort eine ganze Reihe von Brüdern auf, die in den letzten Jahrzehnten der Wallfahrt und der Pfarrei ihr Gepräge gegeben haben. Schmunzeln mussten die Zuhörenden bei seinem Bekenntnis, mit dem Gedanken gespielt zu haben, den Franziskanern beizutreten. „Gott sei Dank, habe ich das nicht gemacht. Sonst müsste ich jetzt auch gehen.“

 

Um den Altar versammelten sich rund 50 Messdiener und 20 Priester. Das Gnadenbild verbleibt im Mariendom. Bilder von Bruder Stefan Federbusch.

„Wir gehen, aber Maria bleibt.“ Als symbolisches Zeichen dafür überreichte Provinzialminister Cornelius Bohl Pfarrer Schilling das Wallfahrtsbild von Neviges. Maria sei nicht zu den Franziskanern gebracht worden, sondern nach Hardenberg. Er gebrauchte für seine Grußworte einen „Wetterbericht“. Der fiele beim Thema Abschied und der augenblicklichen Situation in Kirche und Ordensprovinz naturgemäß eher düster aus. Im Bezug auf das Evangelium und der Zusage Gottes geht der Blick aber hoffnungsvoll auf die positiven Aspekte und gelte es, wie bereits oben erwähnt, einen Dankgottesdienst zu feiern, kein Requiem.
Dass es für den Ort Neviges dennoch einen gewaltigen Umbruch bedeutet, wurde in den Worten von Bürgermeister Dirk Lukrafka deutlich. Die Ankündigung des Weggangs der Franziskaner habe zunächst einmal große Unsicherheit ausgelöst, wie es weitergeht. Mit Bezug auf den hl. Franziskus meinte er: „Gegen die Nacht können wir nicht ankämpfen, aber wir können ein Licht anzünden.“

Aktuell ist diese Frage noch offen. In einem Dankeswort von Kardinal Rainer Maria Wölki, dem Erzbischof von Köln, das Weihbischof Schwaderlapp am Ende des Gottesdienstes verlas, betonte dieser, dass das Erzbistum alles tun werde, damit die Wallfahrt und die Pfarrarbeit in guter Weise weiter gehe.
Ihren Dank brachten die Nevigeser nicht nur durch ihre überaus zahlreiche Präsenz, sondern auch durch ein großes „DANKE“ zum Ausdruck, das an der Brüstung der Orgelbühne angebracht war. Mit einer Begegnung im Pfarrzentrum und einer Vesper zum Abschluss im Mariendom klangen die Feierlichkeiten an diesem Abschiedstag aus.

Nun heißt es mit dem Danklied sowohl für die Franziskaner als auch die Gläubigen: „Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt. Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land. Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen, das Land ist hell und weit.

 

Mehr Bilder vom Abschied in Neviges finden sie auf der Webseite der NRZ


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