07.05.2018 Stefan Federbusch ofm

„Suche Frieden“

Frieden - Ein Sehnsuchtswort, ein Hoffnungswort gerade in unsicherer Zeit

Franziskus ringt mit dem Wolf. In der Geschichte vom Wolf von Gubbio wird das Friedensverständnis des Heiligen Franziskus greifbar. Bronzeskulptur von Laurentius Englisch ofm. Bild von Archiv Deutsche Franziskanerprovinz.

„Suche Frieden“ – das hört sich an, als sei er nicht sichtbar, habe sich versteckt, sei abhan-den gekommen. „Suche Frieden“ – das klingt wie ein Appell, die Hoffnung nicht aufzugeben, dass er tatsächlich zu finden ist. „Suche Frieden“ – da ließe sich ergänzen „zu halten“ und mich nicht aus meinem inneren Gleichgewicht bringen zu lassen.

„Suche Frieden“ ist das Motto des 101. Deutschen Katholikentags vom 09.-13. Mai 2018 in Münster. „Suche Frieden“ war das Leitwort für den Weltgebetstag der Geistlichen Berufe am 5. Ostersonntag. Mit dem Auftrag „Suche den Frieden und jage ihm nach“ (Ps 34,15) werden Ende Juli 2018 rund 60.000 Mädchen und Jungen aus Deutschland zur Ministrantenwallfahrt nach Rom aufbrechen.

„Suche Frieden“, ein Sehnsuchtswort, ein Hoffnungswort gerade in unsicherer Zeit.

Der Blick auf die Jubiläen dieses Jahres offenbart erstaunlich viele Bezüge zum Thema Frie-den. Vor 400 Jahren begann 1618 der 30jährige (Religions-)Krieg, bei dem erst durch den Friedensschluss von Münster und Osnabrück das verheerende Morden beendet wurde. Vor 200 Jahren wurde in Trier Karl Marx geboren. Seine Gesellschaftsanalyse bietet bis heute wichtige Impulse für die Frage der sozialen Gerechtigkeit. Leider führte die konkrete Politik zum Kalten Krieg einer West-Ost-Konfrontation, die mit der Wende 1989 scheinbar zunächst überwunden schien, in den letzten Jahren aber wieder aufgelebt ist. Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg mit 17 Millionen Toten. Vor 50 Jahren brachen die „68er“ mit ihrer Stu-dentenrevolution alte gesellschaftliche Muster auf.

Ebenfalls vor 50 Jahren tagte im kolumbianischen Medellín die zweite gesamtlateinamerikanische Bischofsversammlung. Im Nachgang des II. Vatikanischen Konzils und des Katakom-benpakts von 1965 ändert Kirche ihr Selbstverständnis und wird zur „Kirche der Armen“. Die „Theologie der Befreiung“ wird jedoch zum innerkirchlichen Zankapfel. Neben die militärisch und politisch motivierte Verfolgung tritt die innerkirchliche Verfolgung. Die Spannungen sind bis heute sichtbar, wenn Papst Franziskus eine „Kirche der Armen“ wünscht und zusammen mit den sozialen Bewegungen eine globalisierungskritische Rolle einnimmt.

„Suche Frieden“ – angesichts kriegerischer Auseinandersetzungen, von Bürgerkriegen und Terroranschlägen eine schwierige Herausforderung. Die Militärausgaben stiegen im vergangenen Jahr nach Daten des Friedensforschungsinstituts Sipri e auf 1,74 Billionen US-Dollar. Im Schnitt sind dies 230 Dollar (190 Euro) pro Kopf der Weltbevölkerung. Deutschland gab 44,3 Milliarden Dollar aus – das höchste Niveau seit 1999. Dennoch fordert Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, den Verteidigungshaushalt um 12 Milliarden aufstocken.

Vorrangig wird auf militärische Intervention gesetzt. Gerechtigkeits- und Demokratiefragen werden dem Sicherheitsdiskurs nachgeordnet, zivile Konfliktlösungsstrategien nur unzureichend verfolgt.

„Suche Frieden“

„Wenn ihr mit dem Mund den Frieden verkündet, so versichert euch, ob ihr ihn auch, ja noch mehr, in eurem Herzen habt.“ Diese Mahnung des hl. Franziskus mag angesichts der großen Weltprobleme unbedeutend klingen, doch bringt sie exakt auf den Punkt, worauf es letztlich ankommt: den Frieden im eigenen Herzen zu tragen. Erst so gelingt es, im Alltagsgeschehen nicht zu streiten, sich nicht in Wortgezänk einzulassen und andere nicht zu richten. Erst dann bin ich motiviert, wenn ich sehe oder höre, wie man Böses sagt oder tut, nicht darin einzustimmen, sondern Gutes zu sagen und Gutes zu tun.

Den Frieden im Herzen tragen – Erst dann werde ich im Feind den Menschen sehen und nicht nur den Gegner. Erst dann wird Entfeindungsliebe möglich. Erst dann wird mir der Wolf zum Spiegelbild meines eigenen Wolfes in mir, meiner Aggressionen, meiner eigenen Unversöhntheit.

Was Franziskus seinen Brüdern im Kleinen aufträgt, ist Grundlage jedes Friedenshandelns, soll es mehr sein als die bloße Abwesenheit von Gewalt. Die kann schon viel sein, ist aber nur die Oberfläche dessen, was der göttliche Schalom anzielt, ein umfassendes Wohlbefinden an Leib und Seele für alle Menschen.

Darum: Suche Frieden und jage ihm nach!

 

 


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