Bruder Cornelius Bohl

Warum glaube ich?

Wie kam ich zum Glauben und warum glaube ich heute immer noch?

Oft unscharf und schwer zu fokusieren, dennoch wohltuend und schön: Der Glaube. Bild von Bruder Igor Hollmann
Oft unscharf und schwer zu fokusieren, dennoch wohltuend und schön: Der Glaube. Bild von Bruder Igor Hollmann

Die Frage ist schwer zu beantworten. Natürlich kann jemand erzählen, warum er getauft ist. Oft spielt die Erziehung eine entscheidende Rolle. Oder einfach die Tatsache, in einem immer noch irgendwie christlich geprägten Kulturkreis geboren zu sein. Aber glaube ich deswegen? Könnte ich also genauso gut, wie ich Christ bin, auch irgendeine andere Religion praktizieren, wenn ich in einer anderen Familie oder in einem anderen Land geboren wäre? Oder Atheist oder areligiös sein?

Entscheidender als die Frage, wie ich einmal zum Glauben gekommen bin, ist die Frage, warum ich heute immer noch glaube. Da gibt es verschiedene Antworten. Etwa: Christlicher Glaube ist wichtig, weil er Werte vermittelt. Aber Christen sind nicht automatisch schon bessere Menschen. Oder: Der Glaube hat etwas zu sagen auf die großen Fragen nach dem Ursprung des Seins, nach dem Sinn des Daseins oder einem Leben nach dem Tod. Und trotzdem bleiben Dunkelheit und Zweifel. Der Glaube gibt keine einfachen Antworten. Oder auch: Menschen glauben, weil sie Halt und Schutz suchen. Christen aber haben nicht weniger Probleme als andere auch.

Also nochmals: Warum glaube ich? Wie viele Frauen und Männer ohne Glauben engagieren sich für andere, stellen sich mit Vertrauen der Zukunft und führen ein glückliches und erfülltes Leben. Fehlt ihnen etwas?

Ich finde es wichtig, über solche Fragen nachzudenken und darüber ins Gespräch zu kommen. Entscheidender aber als die Frage, warum ich glaube, ist für mich der Austausch darüber, was mir persönlich mein Glaube bedeutet und was ich als Glaubender in der Beziehung zu Gott erfahre. Einem Außenstehenden kann ich nicht wirklich erklären, warum ich einen bestimmten Menschen liebe (und nicht einen anderen). Aber ich kann erzählen, was mir dieser Mensch bedeutet und wie dankbar ich bin für seine Nähe.

„Du bist die Schönheit. Du bist die Freude. Du bist all unser Reichtum zur Genüge. Du bist unsere ganze Wonne.“ So spricht ein Verliebter. In Assisi ist noch das kleine Stück Pergament zu sehen, auf das Franziskus mit eigener Hand diesen Lobpreis Gottes notiert hat. Die kurzen Sätze sind keine Antwort auf die Frage, warum er glaubt. Aber sie lassen spüren, was er als Glaubender erfahren hat. Und sie laden ein, heute „Innen-Erfahrungen“ im Glauben zu machen.


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