06.04.2023 Bruder Thomas Abrell

Was ist dir heilig?

Ein Osterimpuls

Misereor-Hungertuch 2023 von Emeka Udemba

Das Misereor-Hungertuch 2023 zeigt die blaue Erde auf rotem Hintergrund aus vielen Papierschnipseln gestaltet und von Händen gehalten. Dazu wird die Frage formuliert: „Was ist uns heilig?“

„Was ist dir heilig?“ – Diese Frage habe ich Teilnehmenden an einem Ehevorbereitungsseminar als Einstieg in das Thema Ehe als Sakrament gestellt. Als Antworten bekam ich viele schöne und berührende Geschichten zu hören. Und manchmal war es für einen Teilnehmenden gar nicht einfach, eine Antwort zu geben, schließlich ist „heilig“ ein großes Wort.

„Was ist Gott heilig?“ – Das war meine erste Frage beim Betrachten dieses Hungertuches. Eine Antwort darauf finde ich in der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Sie zeigt mir, dass die Schöpfung und besonders die Menschen Gott heilig sind, so wichtig, dass er sie nie aufgeben wird. Deshalb wählt er nicht etwas aus dem Schatz der Schöpfung aus, er begibt sich mitten in sie hinein und wird Mensch. In Jesus macht er sich auf einen Weg mit den Menschen, indem er ihre Wirklichkeit teilt, und er nimmt die Menschen mit auf den Weg in seine Wirklichkeit, indem er sich den Menschen mitteilt.

Gott heiligt, was ihm heilig ist, indem er Anteil nimmt und Anteil gibt. Die Feier des Gründonnerstags bildet beide Dimensionen ab. Da ist Jesus, der den Dienst der Fußwaschung übernimmt und dabei wie ein Sklave den Menschen gleich wird (Philipperhymnus). Und da ist Jesus, der sich in Brot und Wein an die Menschen verteilt und ihnen damit Anteil an seiner göttlichen Wirklichkeit gibt.

Gott heiligt, was ihm heilig ist. Dazu lässt er sich von den Menschen mit in ihr Leben nehmen. Es ist nicht nur eine schöne Auswahl aus der Vielfalt menschlichen Lebens. Das ist für mich das Bedeutsame an Leiden und Tod Jesu. In Jesus teilt Gott das Leben der Menschen, auch wenn sie verspottet und verleumdet werden, wenn man sie verfolgt und quält, sie foltert und ihnen das Leben nimmt. Wenn wir in diesen Tagen die Passion Jesu hören, dann sollte sie uns auch an die Passion vieler Menschen erinnern. Jesus stellt sich dem Leid, weil es zur Lebenswirklichkeit der Menschen gehört.

Gott heiligt, was ihm heilig ist. In der Auferstehung Jesu nimmt Gott den Menschen mit in seine Wirklichkeit. Es ist ein Weg, der die irdischen Grenzen sprengt. Die absolute Grenze Tod gilt nicht mehr als undurchdringlich. In seiner Auferstehung durchbricht Jesus Christus diese Grenze hin zum göttlichen Leben und er nimmt uns Menschen dabei mit. Das Heilige behält seine Kraft über das Irdische hinaus. Wie er werden wir hineingenommen in das Leben, das keine Grenzen mehr kennt.

Wir sind Gott heilig, deshalb heiligt er uns. Er teilt sich uns mit im Wort, in Brot und Wein, er teilt unser Leben auch in Leid und Tod und nimmt uns mit in das Leben in seiner Herrlichkeit. Feiern wir das Leben, das uns gegeben ist, denn Jesus lebt, er ist von den Toten auferstanden und geht uns voran!


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