30.04.2019 Heribert Arens OFM

Neue Glocken für die Basilika in Vierzehnheiligen

Das Glockenensemble der Basilika bekommt Zuwachs

„Fest gemauert in der Erde…“ Die Arbeit der Glockengießer erfordert höchste Konzentration und Präzision. Bild von Franziskanerkloster Vierzehnheiligen.

Mancher Bewohner des Gottesgartens, in Vierzehnheiligen im Erzbistum Bamberg im Norden Bayerns mögen sich am vergangenen Freitag, 15:30 Uhr, gewundert haben, dass für 20 Minuten alle Glocken der Basilika läuteten. Sie haben ihre „neuen Geschwister“ begrüßt: zur gleichen Zeit begann in Neunkirchen/Baden bei der Gießerei Bachert der Guss der neuen Basilikaglocken. Diese „Gleichzeitigkeit“ haben sich die beiden Basilikamesner Tobias Hartmann und Daniel Reitz ausgedacht, der eine in Neunkirchen, der andere in Vierzehnheiligen – die Gleichzeitigkeit ist im Zeitalter des Smartphones ja kein Problem mehr.

„Allmächtiger Gott, segne dieses flüssige Metall, das für den Guss der Glocken bestimmt ist. Leite seine feurigen Ströme und schenke unseren Mühen Erfolg. Gib, dass die neuen Glocken deinen Namen verherrlichen.“ So hieß es in dem Gebet, das Bruder Heribert vor dem fauchenden Ofen und den vorbereiteten Bahnen für die glühende Bronze in der Glockengießerei Bachert in Neunkirchen/Baden betete.

Faszinierte Blicke der Teilnehmenden, darunter 25 aus dem Gottesgarten, schauten auf den riesigen schwarzen Kessel, in dem die glühende Bronze brodelte, und auf Meister Albert Bachert, der mit seinen Männern, bekleidet mit Schutzmänteln und –helmen, auf dem Sandhügel stand, in den die Gussformen eingegraben waren.

Und dann kam der Moment, der manchem der Teilnehmer Tränen in die Augen trieb, und fast allen eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ: Der Kessel wurde angestochen – und die glühende Bronze floss in die vorbereiteten Kanäle auf dem Sandhügel. Es zischte und sprühte, und die Augen der faszinierten Zuschauer starrten wie gebannt auf die Bahnen, in denen die Gießer das glühende Metall zu den einzelnen Formen leiteten.

Am Glockenguss nahmen auch Vertreter der Evangelischen Gemeinde von Wurzen/Sachsen und der Syrisch-orthodoxen Gemeinde von Bietigheim-Bissingen teil, für die beim gleichen Guss Glocken gegossen wurden.

Abgeschlossen wurde der Guss mit einem Fürbittgebet für die Mitarbeiter der Gießerei, für die, die den Guss der Glocken an den verschiedenen Orten fördern, und für alle die, die der Klang dieser Glocken erreichen wird.

Christiane Bachert erklärt den Anwesenden wie die Form für den Glockenguss Schritt für Schritt entsteht. Bild von Franziskanerkloster Vierzehnheiligen.

Im Anschluss an den Guss erklärte Christiane Bachert, die Frau des Meisters, an einem Modell, wie die Form für den Guss über die Bearbeitung der „falschen Glocke“ Schritt für Schritt entsteht. Die Vierzehnheiligener Gruppe traf sich dann mit Frau Rosemarie Vollmer, der Künstlerin, die die Glocken gestaltet hat. Sie erklärte, wie sie die Namen und Aufschriften der Glocken – entstanden im Zusammenwirken von Kirchenverwaltung, Basilikaorganist Georg Hagel und dem deutschlandweit bekannten Glockensachverständigen Dr. Claus Peter – graphisch gestaltet und bebildert hat. „Für mich war es eine Ehre, die Glocken für die berühmte Basilika Vierzehnheiligen gestalten zu dürfen!“, sagte Frau Vollmer, und man merkte ihr ihre Freude an. Was die Teilnehmer besonders interessierte, war die Frage, wie es möglich ist, die Gestaltung auf die Glocke zu bringen. Hoch interessant zu erfahren, wie zunächst die „falsche Glocke“ künstlerisch bearbeitet wird, aus der später der Hohlraum für die zu gießende Glocke wird. Wenn die Glocken gegossen und in der Basilika ausgestellt sind, können alle das Werk von Frau Vollmer bewundern.

Dann machten sich die 25 Teilnehmer wieder auf den Heimweg, unter ihnen auch Bürgermeister Jürgen Kohmann mit seiner Frau, der es sich nicht hatte nehmen lassen, an diesem historischen Ereignis teilzunehmen. Und ein historisches Ereignis war das allemal: Die Teilnehmer waren sich bewusst, dass die soeben gegossenen Glocken alle Anwesenden um Jahrhunderte überleben werden.

Auf der Heimfahrt im Bus las Bruder Heribert Verse aus Schillers „Das Lied von der Glocke“. Manches wurde lebendig, was die Heimkehrer kurz vorher erlebt hatten. Das Gedicht mündet in den Vers: „Friede sei ihr erst Geläute.“ und das wünschten sich alle, die dabei waren: Das Geläut von Vierzehnheiligen möge stets die Botschaft vom Frieden verkünden.


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