14.03.2017 Bericht von Bruder Natanael Ganter. Interview mit Bruder Kasper Mariusz Kapron. Aus dem Spanischen übersetzt von Pia Wohlgemuth, Franziskaner Mission München

Wie der kleine Hund Carmelo als „Bruder Schnauz“ berühmt wurde.

Bolivianische Franziskaner auf den Hund gekommen.

Die Theologiestudenten der Bolivianischen Franziskanerprovinz hatten Carmelo den Habit für einen Karnevalsumzug geschneidert; Bruder Schnauz predigt den Fischen.

Bei den Franziskanerbrüdern im bolivianischen Cochabamba stand in den letzten zwei Wochen die Welt nicht nur Kopf – sie war sogar zu Besuch. Reporter und Journalisten vieler großer Medien gaben sich im Kloster „San Francisco“ die Klinke in die Hand. Alle wollten mit den Brüdern sprechen: Große Medienhäuser wie CNN, BBC oder die Agentur Reuters und Zeitungen aus fernen Ländern wie Pakistan, Indonesien, Neuseeland oder Deutschland waren zu Besuch.

Schuld an dem Medienansturm waren die Fotos eines kleinen, niedlichen Hundes, der einen Franziskanerhabit trägt.

„Die Geschichte, wie es zu den Fotos kam, ist sehr einfach. Und keiner von uns hätte sich ausgemalt, dass so etwas geschehen würde – schon gar nicht in diesen Dimensionen!“ erzählt Bruder Kasper, der Hausvikar des Klosters.

Anfang Dezember bekam Bruder Kasper, der als Professor an der theologischen Fakultät in San Pablo lehrt, von einem Freund einen kleinen Hund geschenkt. Der Schnauzerwelpe war damals gerade einen Monat alt, gesund und gut genährt. „Die Presse hat später berichtet, wir hätten den Hund als verlotterten Streuner auf der Straße aufgelesen,“ erinnert sich Bruder Kasper. „wohl um die Geschichte noch etwas reißerischer und rührender darzustellen…“

Bruder Schnauz in seinem Revier, dem Klostergarten des San Francisco Klosters. Fotos von Bruder Kasper Mariusz Kapron

Die Hausgemeinschaft von Bruder Kasper hatte zugestimmt den Hund zu behalten. In der Gemeinschaft leben vor allem junge Theologiestudenten. Diese waren sofort verliebt in den süßen Schnauzer. Ein Name für den Hund war auch schnell gefunden: Carmelo sollte er heißen, benannt nach dem in Bolivien „wie ein bunter Hund“ bekannten Franziskaner Carmelo Galdoz, dem Leiter der nationalen franziskanischen Bewegung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung – dem er in der Tat etwas ähnlich sieht!

Die jungen Brüder waren es dann auch, die in den folgenden Wochen den kleinen Hund aufzogen, mit ihm spielten und ihn versorgten. Im Handumdrehen war Carmelo in die Gemeinschaft integriert.

Für den Karneval organisiert die Gemeinde in Cochabamba traditionell einen Umzug der Haustiere. Die Menschen bringen dann Esel, Kühe, Hühner und Hunde mit zu einer fröhlichen Parade. „Unsere jungen Brüder hatten die Idee dort mitzumachen und schneiderten für unseren kleinen Hund ein Kostüm in Form unseres Franziskanerhabits“ erinnert sich Bruder Kasper. „Leider konnten sie dann doch nicht am Karnevalstreiben teilnehmen, denn wir hatten an diesem Tag im Kloster viel zu tun“.

Trotzdem ließen die Studenten es sich nicht nehmen, dem Hund Carmelo die Kutte anzuziehen. Bruder Kasper fand den Anblick sofort sympathisch und machte gleich einige Fotos, die er mit Freunden in Sozialen-Medien teilte. So wurde zum ersten Mal aus dem kleinen Klosterhund Carmelo „Bruder Schnauz“. Denn die Leute fanden die Bilder so süß, dass sie sie wiederum mit ihren Freunden teilten. Da niemand zu dem Zeitpunkt wusste wie der Hund heißt nannte man ihn „Frei Bigotón“ das bedeutet schlicht „Bruder Schnauzbart“.

So kam es, dass die in den nächsten Tagen die Franziskaner plötzlich in den Sog der Medienmaschine gerieten. Tapfer standen die Studenten den Journalisten und Fernsehteams mit ganzem Herzen Rede und Antwort. Die Brüder nutzen das plötzliche öffentliche Interesse um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig der Schutz der Tiere und der Schöpfung ist. „Speziell in der franziskanischen Spiritualität stellen wir uns nicht über die Schöpfung, sondern sind geschwisterlich Teil von ihr“ berichtet Bruder Kasper, der sich freut, dass der Rummel langsam nachlässt und Bruder Schnauz wieder Carmelo sein darf und sein Revier, den Klostergarten von Cochabamba, nicht mehr mit Fernsehteams teilen muss.

 


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