Die Deutsche Franziskanerprovinz ist sich ihrer kulturellen Verantwortung für wertvolle Buchbestände in den in ihrem Besitz befindlichen Bibliotheken bewusst. Sie sieht sich allerdings personell, finanziell und von den räumlichen Möglichkeiten her nicht in der Lage, alle Bibliotheksstandorte und den gesamten Buchbestand selbst zu erhalten. Die rapide abnehmende Zahl der Ordensmitglieder, der hohe Altersdurchschnitt der Brüder und die massive Reduzierung der Standorte zwingen auch im kulturellen Bereich zu einer spürbaren Entlastung, die zugleich das kostbare Erbe der Vergangenheit sichert.
Hier konnten nun für Bibliotheken in Fulda und Dettelbach gute Zukunftslösungen gefunden werden. Für beide Bibliotheken bestand dringender Handlungsbedarf, da die entsprechenden Räumlichkeiten zeitnah geräumt werden mussten. Das ehemalige Kloster Dettelbach, in dem sich die Bibliothek immer noch befand, wurde bereits 2017 an die Diözese Würzburg verkauft. Der Bibliotheksraum in Fulda steht der Provinz seit bereits drei Jahren nicht mehr zur Nutzung zur Verfügung. Jahrelange intensive Bemühungen, die Bücher in Fulda und Dettelbach als Gesamtbestand zu erhalten, und diesbezügliche Gespräche u.a. mit den entsprechenden Diözesen und anderen großen Bibliotheken hatten leider zu keinem Ergebnis geführt. Umso erfreulicher ist es, dass nun ein Weg gefunden wurde, die wertvollen und für die Provinz wichtigen Bestände aus Fulda und Dettelbach auf Dauer zu sichern.
Die Handschriften, Rara und Inkunabeln der ehemaligen Provinz- und Studienbibliothek der Thüringischen Franziskanerprovinz auf dem Frauenberg in Fulda wurden 2016 als Dauerleihgabe von der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Fulda übernommen. Die Francisana und Fuldensia werden weiterhin im Besitz der Provinz bleiben. Für den Restbestand, überwiegend theologisch-philosophische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts und Belletristik, die sich auch in vielen anderen Bibliotheken findet, konnte ein professioneller Partner gefunden werden, der diesen Büchern ein „zweites Leben“ ermöglicht und sie wieder in den Lesekreislauf einfügt.
Ebenfalls im Besitz der Provinz bleiben die Franciscana aus der Ensemble-Bibliothek des ehemaligen Klosters Dettelbach, sie wurden in die Zentralbibliothek in München überführt. Professionell gesichert wird außerdem der Bestand an wertvollen Inkunabeln und anderen frühen Drucken, hier laufen augenblicklich noch Verhandlungen mit einer Bibliothek.
Bereits nach der Vereinigung der ursprünglich vier Franziskanerprovinzen im Jahr 2010 war klar, dass nicht alle drei ehemaligen Provinz- und Studienbibliotheken erhalten werden können. Zentrale Provinzbibliothek der nun gesamtdeutschen Ordensprovinz ist die ehemalige Studienbibliothek der Bayerischen Provinz im Kloster St. Anna in München. Die Provinz- und Studienbibliothek der ehemaligen Sächsischen Franziskanerprovinz wurde bereits 1995 als Dauerleihgabe und inzwischen als Schenkung in Verantwortung der Diözesanbibliothek Münster übergeben. Die Zukunft der ehemaligen Provinz- und Studienbibliothek in Mönchengladbach ist augenblicklich noch offen.