Das neue Jahr ist noch jung, schon erfüllen sich die Wünsche zahlreicher Bürgerinnen und Bürger aus Rheda-Wiedenbrück: Die Gründung der gemeinnützigen Genossenschaft Kloster Wiedenbrück eG ist besiegelt.
Mit der Gründungsversammlung am 20.01.2020 ist der Weg für die derzeit 463 Interessierten geebnet, die Anteile kaufen und sich genossenschaftlich engagieren wollen. Den Ort für bürgerschaftliche, spirituelle und kulturelle Begegnungen zu öffnen und die Tradition der Franziskaner zu erhalten, war und ist erklärtes Ziel des Genossenschaftsprojekts. Um rasch handlungsfähig zu werden, wurde jetzt eine Gründung im kleinen Kreis vollzogen. So können ab jetzt alle Vorbereitungen getroffen werden, damit im März alle Interessierten der Genossenschaft beitreten können für einen anvisierter Abschied der Franziskaner.
Das Gründungsteam freut sich über die Früchte der intensiven Bemühungen um den Erwerb des Anwesens und gibt die Ergebnisse aus der Gründungsversammlung bekannt: Frisch in den Vorstand gewählt sind Sabine Daelen, Michael Rakete, Sonja Rakete und Bettina Windau, die allesamt hoffen, dass sie von vielen Engagierten bei den unterschiedlichsten Aufgaben im und am Kloster unterstützt werden. Den Aufsichtsrat bilden Peter Bole, Reinhard Edeler, Georg Effertz, Markus Hüllmann, Christian Schnieder und Dr. Heiner Wortmann.
„Das ist ein richtig guter Tag“, findet Georg Effertz, der mit Christian Schnieder und Dr. Heiner Wortmann schon seit Langem zur Fördergemeinschaft des Franziskushauses gehört. Christian Schnieder ergänzt: „Die weitere Nutzung des Franziskanerklosters über eine gemeinnützige Genossenschaft zu regeln, ermöglicht es, die Werte solidarischer Gemeinschaft und demokratischer Kultur in idealer Weise zu kombinieren. Und das passt perfekt zu Rheda-Wiedenbrück.“
„Auch wenn es nicht mehr ein Franziskanerkloster beherbergt, wird es weiterhin Menschen zusammenführen, Jugendarbeit ermöglichen, in einer gewissen Beziehung zur Kirchengemeinde stehen und vor allem in der Bevölkerung verankert bleiben. Das sehen wir als großen Wert und als Chance an, die wir gerne unterstützen. Gerade weil auch für uns Franziskaner die Schließung eines solch traditionsreichen Klosters ein schmerzlicher Schritt ist, ist es uns nicht egal, was nach unserem Abschied mit einem Gebäude geschieht“, sagt Provinzialvikar Bruder Markus Fuhrmann, der extra aus München angereist ist, um der Gründungsversammlung als Gast beizuwohnen.
In der Zukunft sollen das Kloster und der Klostergarten ein Ort der Begegnung und des Engagements sein. Kultur und Bildung, Jung und Alt, Erhaltung des ehrwürdigen Gebäudes und frische Ideen: Veranstaltungen, Seminare, Konzerte, Lesungen, gemeinsames Gärtnern, Gruppentreffen und Aktivitäten aller Art finden bei entsprechendem Ideenreichtum und Tatkraft der Bürger und Bürgerinnen hier einen neuen Ort. „Ein Kloster zum Mitmachen“, so Dr. Heiner Wortmann.
Und was kostet das alles?
Bei allem Engagement und Ideenreichtum geht es natürlich auch ums Geld, wie der frisch gewählte Vorstand bei der Gründungsversammlung im Refektorium des Klosters verlautbaren ließ. Kein Wunder, denn das jahrhundertealte Klostergelände ist groß und die finanziellen Mittel für den Kauf inkl. Nebenkosten, anstehende Renovierungen, den Projektstart und den Betrieb für die ersten zwei Jahre fallen nicht vom Himmel. Immerhin geht es um 1,6 Millionen Euro, die es aufzubringen gilt. Da ist die gemeinnützige Genossenschaft auf die Beiträge zahlreicher Genossenschaftsmitglieder ebenso angewiesen wie auf die finanzielle Unterstützung gebefreudiger Sponsoren und auf viele kleine und größere Spenden.
Neue Chance nach Schließung des Klosterbetriebes
Nachdem sich das Provinzkapitel für die Reduzierung ihrer Franziskanerklöster entschieden hatte, war es den Ordensbrüdern ein Anliegen, dass ihre bisherige Wirkungsstätte auch zukünftig allen Menschen offensteht. Somit fielen die Vorschläge des Gründungsteams auf fruchtbaren Boden. Die Leitung der Deutschen Franziskanerprovinz kam zu der Überzeugung, dass die Projektidee der Genossenschaft am ehesten dem Geist des Gebäudes und seiner Geschichte entspräche.
Gemeinsam Gutes bewegen
Was Bruder Korbinian Klinger ofm, Priester und Guardian, in den vergangenen Jahren begonnen hat, findet eine angemessene Fortsetzung: Die offenen Tage des Denkmals, offene Tage des Klosters und des Gartens sind nicht nur sehr beliebt, sie machen das Gebäude und den Garten auch in Stadt und Land bekannt. Damit und mit vielen neuen Ideen fährt die frisch gegründete gemeinnützige Genossenschaft unter dem Motto „Gemeinsam Gutes bewegen“ fort und kümmert sich um den sorgsamen Erhalt des Anwesens als Stätte der Begegnung und Besinnung.
„Dass so viele Bürgerinnen und Bürger aus Rheda-Wiedenbrück und Umgebung nicht nur ihr Interesse am Projekt, sondern auch den Willen bekundet haben, Genossenschaftsanteile zu erwerben, hat uns über die Monate der Planungen und Verhandlungen wirklich beflügelt“, betont Sabine Daelen. Ein Anteil kostet einmalig 125.- Euro. Möglich ist der Erwerb von maximal 20 Anteilen.
Infoveranstaltung zur Genossenschaftsgründung am 10. März 2020
Jede Veränderung wirft Fragen auf, und darauf gibt’s Antworten – in der ersten großen Veranstaltung nach der Genossenschaftsgründung Kloster Wiedenbrück eG. Diese ist für den 10. März 2020 um 19:30 Uhr in der Stadthalle Rheda-Wiedenbrück geplant. Bisher konnte nur das Interesse an einer Mitgliedschaft bekundet werden. Während der Veranstaltung im März kann der Beitritt zur Genossenschaft explizit erklärt werden. Die Akteure stehen für sämtliche Fragen persönlich zur Verfügung und freuen sich auf den Besuch zahlreicher Interessierter.
Alles über den Neustart unter www.kloster-wiedenbrueck.de.
Klöster in OWL kennenlernen. Das ist meine Idee für die Zukunft. Im Kloster Wiedenbrück wohnen und mit dem Fahrrad Marienfeld, Herzebrock, Clarholz und Liesborn anfahren. Dann mit dem Bus Kloster Dahlheim und auch das älteste Kloster Corvey. Das ist für Menschen aus dem Süden Deutschlands eine interessante Variante.
Das ist eine gute Idee, auch wenn die Klöster keine Klöster mehr sind, sondern Museen.