Der Franziskaner Bruder Rodrigo Peret, dessen Arbeit für die Menschenrechte seit langem durch die Franziskaner Mission Dortmund unterstützt wird, und Frau Maria Julia Gomes Andrade engagieren sich seit vielen Jahren in den Minenregionen Brasiliens. Sie kämpfen gegen die kriminelle Ausbeutung der Minen und für den Schutz der Menschen und der Natur. Am 26. Januar haben sie direkt aus Brumadinho eine gemeinsame Stellungnahme zum Unglück in der Region verfasst. Wir möchten ihnen die wichtigsten Inhalte hier in deutscher Übersetzung wiedergeben.
Wir schreiben heute aus dieser zerstörten Region, die wir gut kennen. Nachdem wir viele Male in Brumadinho waren, um uns für das Leben und gegen eine weitere Expansion der Mine einzusetzen, sind wir heute wieder hier. Wir schreiben auch im Namen all der vielen anderen Gemeinden in unserem Land, die ebenfalls von der arroganten und gewalttätigen Ausbeutung betroffen sind und sich in diesen Tagen still und in Tränen mit Brumadhinho solidarisch zeigen. Wir stehen an der Seite der Kirchen in den von Minen betroffenen Gebieten, in denen es zu offenen Konflikten zwischen ausbeuterischen Unternehmen und der Landbevölkerung kommt. Allein in Brasilien gibt es 70 Diözesen, die von solchen Konflikten betroffen sind.
Zwei große Unternehmen waren verantwortlich für 19 Tote und die Verschmutzung des Doce-Flußbettes am 05. November 2015. Ein ähnlicher Schaden entstand drei Jahre später mit noch mehr Toten, was beweist, dass die Unternehmensleitungen – unter anderem aus Desinteresse und kriminellen Überlegungen heraus – unfähig sind, solche Schäden zu verhindern.Hier wäre der Staat gefragt, der die Lizenzen für die Grabungen vergibt und eigentlich die Sicherheit der Umwelt und der Arbeiter sicherstellen sollte. Aber der Staat kümmert sich weder um die strafrechtliche Verfolgung der Unternehmen noch um die Entschädigungszahlungen an die Opfer. Dies ist unserer Ansicht nach einer der Hauptgründe für das erneute Unglück in Brumadinho.
Die Bevölkerung von Brumadinho demonstriert seit 2011 in organisiertem Stil gegen die Mine und die davon ausgehenden Bedrohungen. Die Umweltschutzorganisation FONSAC forderte die Regierung im Dezember 2018 auf, dem Betreiberunternehmen die Grabungslizenz zu entziehen. Die Ignoranz der Verantwortlichen ist unentschuldbar.
Der neu gewählte Präsident Brasiliens sicherte denen, die seine Kandidatur finanziell unterstützt haben, zu, die Umweltschutzkontrollen und Lizenzvergaben „so flexibel wie möglich“ zu gestalten. Er kündigte Verträge mit Umweltschutzorganisationen auf und schloss Regierungsbüros, die sich mit Umweltschutz befassten. Damit setzte er eine Politik fort, die schon die Vorgängerregierung begonnen hatte: die unkontrollierte Expansion von Minen. Ein solches Modell von Wirtschaftswachstum ist unhaltbar: man kann nicht Menschen, die auf der Suche nach Arbeit sind, damit erpressen, dass man sie – im Gegenzug für einen Job – in Minen schickt, die ihnen weder Sicherheit noch Schutz ihrer Gesundheit noch soziale Absicherung bieten. Ein Land löst seine Probleme nicht dadurch, dass es die Profite einiger weniger Unternehmen und Einzelpersonen steigert.
In der Öffentlichkeit bieten Unternehmen und Regierungsvertreter immer wieder den “Dialog” mit den betroffenen Regionen an. Sie wenden sich sogar an die Kirche, um ihrem angeblichen Anliegen mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. ABER: die Weigerung, den betroffenen Opfern früherer Unglücke, angemessen Entschädigungen zu zahlen und in eine größere Sicherheit der Minen zu investieren, zeigen: Unternehmen und Regierung wollen keinen wirklichen Dialog! Alle Gesprächsangebote sind nur eine Strategie, um die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
Wir unterstützen einen auf internationaler Ebene geforderten Bindenden Vertrag für Unternehmen und Menschenrechte und fordern eine verantwortungsvolle, effektive, schnelle juristische Verfolgung derer, die im Moment noch auf Straffreiheit oder aber eine geringfügige Geldstrafe setzen!
Den gesamten Text können Sie in englischer Sprache unter diesem Link nachlesen