Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Kardinalsernennungen haben einen praktischen Nutzen – den Kreis potenzieller Papstwähler zu vervollständigen – und einen hohen symbolischen Gehalt. Am vergangenen Sonntag gab der Vatikan bekannt, wen Papst Franziskus beim nächsten Konsistorium in den Rang eines Kardinals erheben werde. Darunter ist auch Pierbattista Pizzaballa, seit 2020 Lateinischer Patriarch von Jerusalem. Von 2004 bis 2016 leitete der Franziskaner die Kustodie des Heiligen Landes, kennt also die Situation in Israel und Palästina sehr genau. In einem Interview benannte er zwei Entwicklungen, die sehr beunruhigt sind: zum einen nehme generell die Gewalt sowohl in der israelischen wie in der palästinensischen Gesellschaft zu, zum anderen seien die Christen eine Art von Kollateralschaden einer bestimmten israelischen Politik. Diese bestehe beispielsweise darin, den jüdischen Charakter Jerusalems hervorzuheben, indem der Ölberg zu einem Nationalpark erklärt werden soll.
Seit etwa 20 Jahren hätten die Aggressionen gegen Christen zugenommen. Dies hat zu einer verstärkten Auswanderung der Christen geführt. Da sie zudem eine vergleichsweise niedrige Geburtenrate haben, sinkt ihre Zahl permanent. Sie Situation zeigt die hochproblematische Verquickung von Religion und Politik, wie wir sie besonders auch in Israel vorfinden. Die Herausforderungen im Land des Herrn sind für die Franziskaner enorm. Aufgrund ihrer Spiritualität als „Werkzeuge des Friedens“ unterwegs zu sein und alltäglich den Interreligiösen Dialog zu leben, kostet innere und äußere Kraft, erfordert Gelassenheit, Mut und Gottvertrauen.
Mit seinen Kardinalsernennungen lenkt Papst Franziskus den Blick auf die Ränder der Kirche und auf schwierige Lebensumstände für Christen weltweit. Kardinal leitet sich von „cardo“ = Türangel, Angelpunkt ab. Möge die Ernennung von Pierbattista Pizzaballa für die Menschen im Hl. Land eine Ermutigung, ein Halt und eine Verankerung sein und unterstützen wir unsere Schwestern und Brüder durch Gebet, Besuche und Pilgerfahrten, Spenden und politische Solidarität.
Der Blick zurück, der Blick nach vorn, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
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