Oft ist das, was uns beschäftigt, uns sorgt und uns Angst macht, auch die Quelle für das, was jetzt dran ist. Mit dem Blick auf die Welt aus ihrer Perspektive kommentieren die Franziskaner jeden Freitag, was sie wahrnehmen.
Immer wieder geraten wir mit der Positionierung unserer Meinung in ein „dazwischen“, z.B. jetzt wieder, wo ein Brief der Glaubenskongregation in Rom die Überlegungen des Ökumenischen Arbeitskreises zum Thema „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ ausbremst. Empörung mag eine erste Reaktion sein, sie hilft aber nicht viel weiter. Besser ist es, auf die argumentative Seite zu gehen.
Das tut der Theologe und Mitautor an diesem Ökumenischen Entwurf – Christoph Böttigheimer – in einem Interview, das auf katholisch.de am 23. September 2020 veröffentlicht ist. Dort schreibt er: „Es ist unsere Überzeugung, dass sich sowohl in Fragen der Ekklesiologie als auch in der Eucharistie und der Frage des Amtes solche fundamentalen Annäherungen ergeben haben, dass die Unterschiede nicht mehr als kirchentrennend angesehen werden können. Wenn die Glaubenskongregation von „gewichtigen“ Gründen redet, wie es in der Berichterstattung heißt, müssen diese Punkte eigens benannt werden. Es ist ein Problem der Konsensökumene, dass immer gesagt werden kann, der erreichte Konsens oder die erreichte Konvergenz seien noch nicht ausreichend. Diese Kritik muss aber fundiert begründet und dabei der grundlegenden ökumenischen Maxime gefolgt werden, dass nicht die Einheit der Kirchen, sondern deren Trennung der Rechtfertigung bedarf. Wer gegen eine wechselseitige Einladung zur Mahlfeier votiert, muss diesen Schritt theologisch begründen und darlegen können, warum diese Gründe so gewichtig sind, dass der Schritt, den der ökumenische Arbeitskreis mit guten und theologisch fundierten Gründen dargelegt hat, noch nicht verantwortet werden kann.“
Rechthaberei kann mit Argumenten überwunden werden, auch wenn es lange dauern kann.
Der Blick zurück, der Blick nach vorne, und der Blick nach innen.
Franziskaner kommentieren, was wichtig ist.
Immer freitags auf franziskaner.de
Die ganze Problematik um Realpräsenz, Transsubstantiation, Trans- oder Konfiguration, von den ökumenischen Varietäten ganz abgesehen, ließe sich ganz einfach entscheiden, wenn man sprachphilosophisch-analytisch, aber auch auf dem Hintergrund der Sprachspieltheorie des späten Wittgenstein, die „Wandlungs-resp. Einsetzungsworte“ als performativen Sprechakt verstünde. Alle Kontroversen wären aufgehoben – mich wundert, dass dies noch keiner vorgeschlagen hat…
Es bedarf vielleicht eines theologischen Studiums, um die Realpräsenz Jesu Christi in der Hostie für die Frage des ökumenischen gemeinsamen Mahles fundiert diskutieren zu können. Was mir allerdings in der Bibel immer als ein hohes Anliegen erscheint, ist die Einheit der Christen, z.B. in 1. Kor 1,10: „Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in „einem“ Sinn und in „einer“ Meinung.“
Weiterhin in 1. Kor 12,12: „Denn wie der Leib einer ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus.“
Ich kann mir vorstellen, dass Jesus in dieser Frage eine klare Position beziehen würde. Gerade in der heutigen zunehmend gottabgewandten Zeit ist die Einheit der Christen wichtiger denn je..