Pater Franz Richardt

Ein Gottesdienst für Zuhause

Ein Heimgottesdienst für den 4. Fastensonntag von Pater Franz Richardt

Die einschneidenden Entscheidungen Aufgrund der Corona Pandemie führen dazu, dass Sie an diesem Sonntag keinen Gottesdienst besuchen können. Sie können, wenn Sie möchten, zu Hause für sich allein oder mit ihren Familienangehörigen eine Andacht feiern. So sind Sie im Gebet mit vielen Menschen überall auf der Welt verbunden, die sich vom Corona-Virus nicht total lähmen lassen wollen, sondern tun, was möglich ist. Hierfür ist der Vorschlag dieser Andacht gedacht, den Sie natürlich auf ihre persönliche Situation hin anpassen können.

Im Evangelium dieses 4. Fastensonntags geht es um die Heilung eines Menschen, der seit seiner Geburt blind ist. Auf dieses Sehend-Werden, auf diese Lichtung in der Finsternis sind die Gedanken, Gebete und Bitten dieses Gottesdienstes ausgerichtet.

 


 

Es ist gut, den Gottesdienst – wie immer – mit dem Zeichen der Erlösung zu beginnen

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr über Leben und Tod – er möge in diesen Augenblicken bei mir / uns sein.

Ein Liedtext vom dem holländischen Dichter Huub Oosterhuis (Übertragung: Cornelius Kok) mag am Anfang stehen:

„Sei hier zugegen, Wort uns gegeben,
Dass ich dich hören mag mit Herz und Sinn.
Weck deine Kraft, komm, uns zu befreien.

Wort, uns gegeben, in unserer Mitte,
Zukunft des Friedens, sei hier zugegen.
Dein Wille geschehe, dein Königreich komme.
Siehe uns, dulde uns, lass uns nicht fallen.

Dass wir nicht leben, gefangen in Leere,
Dass wir nicht fallen, zurück zu Staub.
Send deinen Geist, dass wir erneuert werden.

Dass wir dich hören, dass wir dich leben,
Menschen für Menschen, alles für alle.
Dass wir vollbringen dein Wort, unsren Frieden.
Wecke deine Kraft, komm, uns zu befreien.“


Als der heilige Franziskus in einer Phase der Dunkelheit in seinem Leben war, betete er folgendes Gebet:

„Höchster, herrlicher Gott,
erleuchte die Finsternis meines Herzens
und gib mir rechen Glauben,
gefestigte Hoffnung und vollkommene Liebe,
Sinn und Erkenntnis,
damit ich den Auftrag erfülle, den Du mir in Wahrheit gegeben hast.

Amen

Schöpfungslicht. Aquarell von Bruder Gabriel Gnägy ofm.

Lesen Sie jetzt das Evangelium des heutigen Sonntags: aus dem Johannesevangelium Kap 9
Oder in einer Kurzfassung

Impuls zum Nachdenken

Tief in uns Menschen liegt das Bedürfnis, Ursachen von unheilvollen Zuständen zu ergründen. Wenn uns eine Krankheit befällt, möchten wir wissen, warum wir davon getroffen werden. Es geht uns besser, wenn wir wissen, warum etwas so ist, wie es ist, manchmal auch, wenn wir einen Schuldigen haben. Wenn in Amerika Menschen vom Corona-Virus ergriffen werden, behauptet Präsident Trump: Schuld ist das ausländische Virus, das von Europa kommt, weil Europa nicht fähig ist, schnell zu handeln. So einfach kann man es sich machen!

Manchmal stellen Leute auch ganz schnell folgenden Zusammenhang her: Weil Menschen sündigen, deswegen straft Gott die einzelnen Menschen oder auch die ganze Menschheit mit Seuchen und ansteckenden Krankheiten.

Diesen Zusammenhang stellen erschreckenderweise auch die Jünger Jesu, die Nachbarn des Blindgeborenen und die Pharisäer im Evangelium her. Aber Jesus widerspricht eindeutig: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden“ (V. 3).

„Jesu erster Blick gilt nicht der Sünde der anderen, sondern dem Leid der anderen. Die Sünde war ihm die Verweigerung am Leid der anderen, war ihm Weigerung, über den Horizont der eigenen Leidensgeschichte hinauszudenken“ – so formulierte der neulich verstorbene Theologe Johann Baptist Metz. Also: Wir dürfen nicht blind werden für das Leid der anderen, die jetzt krank sind. Das ist für mich in der Situation, in der wir uns jetzt befinden, ein wichtiger Hinweis. Dass wir uns nicht einfangen lassen von Schuldzusammenhängen und Herkunftsfragen, sondern den Blick offen halten für das, was jetzt notwendig ist. Die demokratische Republik Taiwan hat dafür zwei Anweisungen erlassen, die wie ein Lichtblick vielen Menschen geholfen hat. 1. „Ich schütze mich, um dich zu schützen.“ Und 2. „Ich fühle mich im Moment o.k., also haben andere, die krank sind, Vorrang, z.B. eine Maske zu bekommen.“ – Das ist gesunde Selbstliebe und echte Nächstenliebe. Mit diesem Lichtblick sind viele Menschen auf Taiwan und anderswo gerettet worden.

Diese Klarsicht gibt es auch bei uns in unserem Land. Ich weiß von Jugendlichen, die sich gesund wissen und sich den Blick für Menschen in Not bewahren.

So haben zwei junge Frauen (Meike Schäfer und Saskia Rempe) die Gruppen „Helfende Hand“ gründet, um für Menschen aus Risikogruppen oder in Quarantäne Einkäufe oder andere Gänge zu erledigen (s. NOZ, Montag, 16.03.20 – S. 9). Das sind Schritte gegen die Blindheit des Egoismus.

Noch einmal einen weiteren Gedanken

„Sehen, was ist, und das, was ist, zugleich anders sehen! Auch wenn die Lage noch so verfahren ist, auch wenn das Geschick eines Menschen noch so aussichtslos scheint – nichts steht im Banne der Endgültigkeit. Es gibt ein Darüber hinaus. Es gibt ein Jenseits, nicht als Hinterwelt, sondern als das andere dieser Welt. Es muß nicht alles so weitergehen unter den Bedingungen des Entzugs von Sinn und Glück. Denen Jesus als das Licht ihres Lebens und dieser Welt aufgeht, die sehen alles in Bewegung, im Übergang von der Dunkelheit ins Licht. Wie die Blumen sich dem Licht entgegenstrecken, so auch sie“ (J.B. Metz). Oder wie wir sagen: Sie sehen Licht am Ende Tunnels! Und das gibt Hoffnung!

Halten Sie jetzt eine Stille und hängen Sie Ihren Gedanken nach

Zum Abschluss können Sie ein Gebet sprechen, entweder ganz frei aus ihrem Herzen formuliert, oder auch – als Anregung – mit folgenden Bitten:

Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu. (GL 312,2)

Gott ich bitte/wir bitten dich, sende dein Licht zu Menschen, die jetzt in Angst um sich oder ihre lieben Mitmenschen sind:

Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu

Gott, ich bitte /wir bitten dich: Sende dein Licht in die Gedanken und Herzen der Menschen, die politische Verantwortung tragen:

Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.

Gott, ich bitte / wir bitten dich: Sende dein Licht zu den Menschen, die sich als Ärzte und Pflegende um an Corona erkrankte Menschen kümmern:

Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.

Gott ich bitte / wir bitten dich: Sende dein Licht zu allen, die jetzt nicht wissen, wie es weitergehen soll, und zu all jenen, die „in Finsternis sind und im Schatten des Todes gehen“:

Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.

Ich bete / wir beten das Vaterunser, das uns mit allen Christen in der weiten Welt verbindet:

Vater unser …

Segensbitte und Lied zum Schluss

Gott, ich bitten dich um deinen Segen für alle, die jetzt deine Hilfe und deinen Segen brauchen, auch für mich und für uns hier:

Der Herr segne uns und begleite uns durch diese Tage, die so anders sind als sonst,
er, der eine Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen

Bewahre uns Gott – GL 453

  1. Bewahre uns Gott, behüte uns Gott, sei mit uns auf unsern Wegen.
    Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen.
  2. Bewahre uns, Gott, behüte uns Gott, sei mit uns in allem Leiden.
    Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten.
  3. Bewahre uns, Gott, behüte uns Gott, sei mit uns vor allem Bösen.
    Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen.
  4. Bewahre uns Gott, behüte uns Gott, sei mit uns durch deinen Segen.
    Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen.

Diesen Text als PDF 4. Fastensonntag öffnen


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