Die Stadt Hebron ist ein selten besuchter Ort im Heiligen Land. Denn die vielen biblischen Erinnerungen werden schon seit vielen Jahren wegen der unsicheren politischen Lage nicht mehr von Pilgern und Touristen angefahren. Unser Artikel kann einen Besuch dort zwar nicht aufwiegen, aber Sie können mit Text und Bildern eine gedankliche Pilgerfahrt unternehmen.
Hebron erstreckt sich in einem nach Süden geneigten Tal zwischen den Hängen des Dschebel Rumeida im Westen und dem Haram al-Chalil mit den Patriarchengräbern von Machpela im Osten. Das älteste Hebron lag an der Westseite des Tals auf dem Tel Hebron, einem Vorberg des Dschebel Rumeida. Erst nach der persischen Zeit breitete sich Hebron ins Tal aus und bezog in der Folge den Osthügel, die heutige Altstadt, mit ein. Nach dem Abzug der Kreuzfahrer ist Hebron eine arabische Stadt geworden. Die Altstadt mit ihren niedrigen Kuppeldächern, engen Gassen und überwölbten Basaren bezeugt das bis heute. Hebron ist eines der Handelszentren im Süden des Heiligen Landes, bekannt durch seine Ton- und Glasindustrie.
Auf Arabisch heißt Hebron al-Chalil . Dieser Name bedeutet „der Freund“, gemeint ist damit der Gottesfreund Abraham, eine Bezeichnung, die bis ins Babylonische Exil zurückgeht (Jes 41,8) und auch Christen nicht fremd ist (Jak 2,23). Die Stadt hat knapp 200.000 arabische, durchwegs muslimische Einwohner. Dazu kommen gegen 10.000 israelische Siedler – genaue Zahlen sind nicht zu ermitteln, die Angaben schwanken erheblich. Die meisten von ihnen leben in der Siedlung Kirjat Arba im Osten der Stadt, aber einige Hundert auch in mehreren Siedlungen in der Altstadt. Das Problem sind nicht so sehr die Zahlen, sondern dass es sich bei diesen Siedlern häufig um nationale oder religiöse (oder beides) Hardliner handelt, die nicht davor zurückschrecken, ihre Ansprüche auch mit Gewalt durchzusetzen, selbst gegenüber der eigenen (israelischen) Armee, die eigentlich zu ihrem Schutz dort ist. Spannungen sind an der Tagesordnung, Ausschreitungen nicht selten, ganze Straßenzüge sind für die arabische Bevölkerung gesperrt. Daher ist der Besuch der eigentlich reizvollen Altstadt oft ein deprimierendes Erlebnis – kaum sonst im Land sind die Spannungen zwischen den Bewohnern so handgreiflich spürbar wie hier.
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Till Magnus Steiner
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